Wer auch nur geringe Mengen an Stahl an seinem Boot verbaut hat, der wird das Problem kennen: Wasser und Stahl plus Sauerstoff ergibt nach einiger Zeit hässliche und auch schädliche Korrosion. Mit anderen Worten: Schiffsschrauben oder auch Schiffsrümpfe beginnen zu rosten. Hier können sogenannte Anoden (auch Opferanoden genannt) Abhilfe schaffen. Aber welches Material sollte man für Anoden einsetzen? Magnesium, Aluminium oder gar Zink?
Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab – hauptsächlich aber vom Salzgehalt des Wassers, in dem Ihr Schiff beheimatet ist. Zinkanoden eignen sich mehr für Salzwassergebiete, Magnesium für Süß- und Brackwasser und Aluminium eher für Süßwasser. Außerdem gibt es Unterschiede in der Lebensdauer: Aluminiumanoden halten bis zu 50 % länger als solche aus Zink. Natürlich gibt es auch Unterschiede im Preis.
Das waren in wenigen Worten schon die wichtigsten Fakten zu der Frage, welche Anode am besten zu Ihrem Boot passt. Allerdings liegt das Problem ja buchstäblich unter der Oberfläche – und so erlauben Sie uns das Wortspiel und tauchen Sie mit uns gemeinsam noch weiter in die Materie ein. Denn nur so erhalten Sie die ganze Antwort auf Ihre Frage!
Anoden: Magnesium, Aluminium oder Zink?
Wozu eine Anode beim Boot?
Bei einer Anode handelt es sich um eine Elektrode, deren Aufgabe es ist, freie Elektronen quasi „einzufangen“. Sie schützen somit metallische Stoffe davor, zu oxidieren. Mit anderen Worten: Eine Anode ist ein Rostschutz. Da sie selbst die Elektronen aufnimmt, und sich somit quasi für die Umgebung „aufopfert“, nennt man sie auch „Opferanode“.
Bei einem Boot werden Anoden genau dafür eingesetzt: Sie schützen die Teile des Boots (Rumpf und Schiffsschraube) davor, durchzurosten. Dabei gibt es Anoden aus verschiedenen Materialien: Magnesium, Aluminium oder Zink. Welches Material Sie für Ihr Boot verwenden, hängt von folgenden Faktoren ab:
- Wie salzig ist das Wasser?
- Welchen Bootstyp haben Sie?
- Wie lange soll die Anode halten?
- Wie viel Geld sind sie bereit, zu zahlen?
Magnesiumanode
Die Magnesiumanode können Sie einsetzen, wenn Sie Ihr Boot hauptsächlich in Süß- oder Brackwasser einsetzen. Sie bestechen mit ihrem hohen elektrochemischen Wirkungsgrad, sind leicht und kompakt und relativ kostengünstig.
Die Nachteile: Sie kann nicht so viel Elektronen aufnehmen und muss daher auch schnell ausgetauscht werden.
Aluminiumanode
Aluminiumanoden können Sie in Süßwassergebieten einsetzen. Sie bestechen durch ihre lange Einsatzfähigkeit und geringe Anfälligkeit für galvanische Korrosion. Das bedeutet, dass höherwertige Edelmetalle in der Umgebung nicht so leicht oxidieren.
Außerdem zeichnen sie sich durch eine äußerst lange Lebensdauer aus: Gegenüber Zink halten sie sogar um bis zu 50 % länger.
Leider sind Aluminiumioden aber teurer. Für den Einsatz im salzigen Meerwasser sind sie nicht geeignet.
Zinkanoden
Sind Sie häufig in salzigem Wasser unterwegs, also beispielsweise bei Fahrten auf das offene Meer? Dann empfehlen wir Ihnen Anoden aus Zink.
Wenn Sie nun für sich entschieden haben, welche Anode für Sie die richtige ist, können wir weitere wichtige Fragen beantworten:
Wie muss man eine Anode am Schiff anbringen?
Das ist von Anode zu Anode verschieden. Manche können geschraubt werden, andere müssen per Schweißnaht am Boot befestigt werden. Wichtig ist zu beachten, dass es eine elektrische Leitfähigkeit zwischen der Anode und dem zu schützenden Objekt gibt:
Wenn Sie also zum Beispiel die Schiffsschraube schützen wollen, müssen Sie sie auch direkt an das Metall der Schraube anbringen oder zumindest mit einem Leiter verbinden. Andernfalls bringt die Anode überhaupt nichts.
In der Regel sollten Sie die Opferanode entlang des Kiels anbringen. Andere gute Orte sind die Schiffsschrauben, bei kleineren Booten auch die Außenborder.
Wie oft muss man eine Opferanode tauschen?
Spätestens natürlich dann, wenn sie vollständig korrodiert ist. Dann verliert sie nämlich ihre Schutzwirkung und das zu schützende Metall wird angegriffen. Wie oft das aber nötig ist, hängt vom Härtegrad und vom Salzgehalt des Bootes ab – und natürlich auch vom Material der Anode. Magnesium- und Zinkanoden müssen Sie in der Regel häufiger wechseln als solche aus Aluminium.
Allerdings wird für einen optimalen Schutz empfohlen, die Anode bereits bei einer Abnutzung von 50 oder sogar schon von 25 % zu erneuern. Am besten überprüfen Sie vor jeder Saison, wie stark Ihre Opferanoden bereits mit dem Sauerstoff reagiert haben. Wenn Sie das Boot ohnehin zum Überwintern aus dem Wasser geholt haben, bietet sich dazu eine sehr gute Gelegenheit.
Sie können natürlich auch mit einem Strommessgerät überprüfen, ob die Anode an Ihrem Boot funktioniert.
In aggressiven Gewässern wie Salz- oder Brackwässern sollten Sie unter Umständen öfter einen Wechsel vornehmen.
Wie viel Anoden benötige ich für mein Boot?
Das hängt von der Größe Ihres Boots bzw. des Rumpfes ab und auch danach, wie viele Objekte Sie schützen müssen. Dabei gilt die Regel: „Je mehr Boot, desto mehr Anoden“.
Bei einer Rumpfoberfläche von 5 bis 10 Quadratmeter benötigen Sie etwa 500 g Aluminium oder Magnesium oder ganze 5,5 kg Zink. Eine tabellarische Übersicht finden Sie auf dieser Seite.
Wie kann man Opferanoden pflegen?
Natürlich müssen Sie eine Opferanode nicht immer sofort austauschen – Sie können sie auch mit der entsprechenden Pflege länger einsatzfähig halten. Dazu nehmen Sie am besten eine Drahtbürste zur Hand.
Mit dieser schrubben Sie über die Opferanode und befreien Sie somit von Oxidierungen, Fetten, Ölen und etwaigen Algenresten. Achten Sie dabei darauf, dass Sie eine rostfreie Bürste bzw. rostfreie Borsten verwenden – denn andernfalls übertragen Sie beim Saubermachen Rostpartikel auf die Anode, und das wäre ja nicht im Sinn der Sache.
Eine Alternative stellt die Behandlung der Anode mit einem Sandstrahler dar. Durch den hohen Druck, mit dem die Sandkörner auf die Anode treffen, werden Rost und Verschmutzungen zuverlässig abgetragen. Es kann allerdings unter Umständen kostspieliger sein, als eine Drahtbürste zu verwenden. Allerdings ist ein Sandstrahler natürlich bequemer, denn Sie müssen nicht stark schrubben.
Was passiert, wenn die Opferanode nicht gewechselt wird?
Andere Frage: Was passiert, wenn Sie Ihren Mülleimer nicht ausleeren und trotzdem immer weiter Müll hineinwerfen? Genau, irgendwann quillt er über und der Müll landet auf dem Boden. Im Prinzip ist das so ähnlich mit Opferanoden: Wenn diese keine „Kapazität“ für Elektroden mehr haben, fängt das zu schützende Objekt an zu rosten. Wechseln Sie die Opferanode also entsprechend häufig.
Wir hoffen, dass wir in diesem Artikel Ihre Frage zum Einsatz von Anoden bei Booten beantworten konnten. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, schreiben Sie uns gerne einen Kommentar – dann können wir die fehlenden Infos recherchieren und gegebenenfalls in den Artikel übernehmen. Ansonsten wünschen wir Ihnen natürlich viel Erfolg beim Schutz Ihres Bootes und ein möglichst rostfreies Fahrvergnügen auf dem Wasser!