Wer ein Boot hat oder sich eines zulegen möchte, der hört früher oder später sicher von einem „Antifouling“. Dabei handelt es sich um einen Anstrich für den Bootsrumpf, der die Entstehung von Algen und die Ablagerung von Muscheln verhindern soll. Aber hier streiten sich oft die Geister. Daher gehen wir in diesem Artikel dieser Frage einmal genau nach. Antifouling: Ja oder nein?
Sicherlich ist ein Antifouling-Anstrich nicht gerade billig oder ohne einen gewissen Aufwand zu erledigen. Allerdings überwiegen die Vorteile bei Weitem. Denn durch den Schutz bilden sich weniger Algen und andere Ablagerungen am Rumpf – andernfalls steigt schon nach einigen Tagen oder Wochen der Widerstand und damit auch der Kraftstoffverbrauch. Am besten sind biologische Antifouling-Anstriche.
Damit hätten wir eigentlich schon die wichtigsten Punkte geklärt. Dennoch ist es natürlich wichtig, sich ein bisschen tiefer mit dem Thema Antifouling zu beschäftigen. Daher gehen wir in diesem Artikel noch ein bisschen weiter unter die Oberfläche und wiegen das Für und Wider des Antifoulings ab.
Antifouling ja oder nein?
Da hat man sich eben noch so über sein schneeweißes Boot gefreut, das durch seine strahlende Farbe im Kontrast zum blauen Wasser so schön strahlt – doch schon nach wenigen Tagen oder Wochen macht sich ein hässliches, algiges Grün am Bootsrumpf fest. Dabei handelt es sich nicht nur um Algen, sondern auch um Muscheln, Kleingetier und andere organische Ablagerungen. Und um dieses wieder wegzubekommen, müssen Sie ganz schön schrubben (lesen Sie hier, wie Sie am besten Algen entfernen) – und das kann einige Zeit in Anspruch nehmen.
Da Sie aber sicher Besseres mit Ihrer Zeit anfangen können, als alle paar Wochen den Rumpf von Algen und Muscheln zu entfernen, empfiehlt sich ein Antifouling. Denn dieses verhindert, dass sich diese Ablagerungen an Ihrem Rumpf ausbreiten können.
Lassen Sie uns aber zunächst einmal klären, wie solche Ablagerungen überhaupt entstehen und ob man wirklich unbedingt ein Antifouling benötigt.
Wann ist Antifouling sinnvoll?
Es gibt verschiedene Faktoren, die die Entstehung von Ablagerungen am Rumpf begünstigen. Dazu zählen:
- Zeit im Wasser
Wie lange ist Ihr Boot im Wasser? Wenn es immer nur wenige Tage oder sogar Stunden sind, haben Algen und Muscheln nicht viel Zeit, sich an Ihrem Bootsrumpf festzusaugen. Liegt Ihr Boot aber wochenlang unbewegt an der gleichen Stelle, sind das nahezu ideale Bedingungen für Ablagerungen.
- Bewegte und stille Gewässer
Haben Sie Ihr Boot in einem Fluss geankert oder in einem stehenden, trüben See? Dann dürfen Sie einmal raten, wo sich in der gleichen Zeit mehr Ablagerungen bilden: genau, in dem stehenden Gewässer natürlich. Daher gilt also: Je „unruhiger“ die Gewässer sind, in denen Ihr Boot liegt, desto weniger Ablagerungen bilden sich und desto weniger benötigen Sie ein Antifouling.
- Wassertemperatur
In kalten Gegenden wächst weniger. Das gilt nicht nur für kahle Berggipfel oberhalb der „Baumgrenze“, sondern natürlich auch in Gewässern: Bei ansonsten gleichen Bedingungen ist das Wachstum von Algen in wärmeren Gewässern um ein Vielfaches höher.
- Wie gerne reinigen Sie Ihr Boot?
Das ist keine Scherzfrage, sondern durchweg ernst gemeint. Denn wer auf Antifouling verzichten möchte, der muss bereit sein, in regelmäßigen Abständen die Bürste zu schwingen. Je nach den oben genannten Faktoren können das mehrere Monate oder aber auch wenige Wochen sein. Und seien Sie gewarnt: Dicke Ablagerungen zu entfernen ist auf jeden Fall eine mühsame Plackerei, die nicht mal eben in einer halben Stunde erledigt ist.
Hauptargument für Antifouling: Kraftstoffeinsparung
Schauen Sie sich einmal die Oberfläche eines neuen oder sehr gut gepflegten Boots an – wie ist diese beschaffen? Genau, glatt wie ein Spiegel. Das hat den Grund, dass jede noch so kleine Unebenheit für erheblich mehr Wasserwiderstand sorgt. Wenn Ihr Boot also voll mit Algen und anderen Ablagerungen ist, steigt automatisch auch der Widerstand. Sie werden also spürbar langsamer – oder müssen erheblich viel mehr Kraftstoff verheizen, um die gleiche Geschwindigkeit zu erzielen.
Sie müssen also regelmäßig diese Ablagerungen entfernen – der Umwelt und Ihrem Geldbeutel zuliebe. Ein gutes Antifouling sorgt allerdings dafür, dass sich diese Ablagerungen gar nicht erst bilden und Ihr Bootsrumpf nahezu ideal durchs Wasser gleiten kann. Und das alles, ohne dass Sie jeden zweiten Tag mit Algenmitteln an Ihren Bootsrumpf gehen müssen.
Antifouling spart also Zeit, Geld und Kraftstoff ein.
Argumente gegen Antifouling
Natürlich wären wir keine vertrauensvollen Ratgeber, wenn wir nicht auch die andere Seite zu Wort kommen lassen würden: nämlich die der Antifouling-Ablehner.
- Antifouling ist teuer
Nichts im Leben gibt es umsonst – und natürlich hat auch ein Antifouling-Anstrich seinen Preis. Bei einem einfachen Antifouling (2 Lagen) für ein Boot von 2,5 m Breite sind das mindestens 150 €. Hat man ein Segelboot oder will man Extras wie Osmoseschutz, wird es schnell mal um das Drei- bis Vierfache teurer.
- Antifouling ist giftig
Leider ist dieser Punkt immer noch sehr valide. Denn die meisten Antifouling-Wirkstoffe beinhalten starke Pestizide bzw. Biozide, die über einen längeren Zeitraum kleine Mengen ihres Gifts an die Umgebung absondern. Damit zerstören Sie die fragile Flora und Fauna der Gewässer, in denen Sie Ihr Boot „geparkt“ haben.
- Antifouling verändert die Lackfarbe
Antifouling soll zwar in erster Linie einen „funktionalen“ und keinen „ästhetischen“ Zweck erfüllen, allerdings kann es dennoch dazu kommen, dass es die Farbe des Bootslacks minimal verändert. Unser Tipp: Testen Sie das Antifouling zunächst an einer etwas „unsichtbaren“ Stelle, bevor Sie es auf den ganzen Rumpf auftragen.
- Zu faul zum Reinigen?
Natürlich gibt es auch immer wieder Personen, die behaupten, dass eine Reinigung eines von Algen und Muscheln „befallenen“ Bootrumpfes gerade einmal 30 Minuten benötigt. Wer also ein Antifouling verwendet, so die Gegner, sei nur zu faul zum Reinigen. Letztendlich liegt es an Ihnen, wie gründlich bzw. schnell oder effektiv Sie Ihr Boot reinigen können.
Unser Fazit
Antifouling ist nicht unumstritten – und das ist auch gut so. Denn schließlich sollte man immer etwas suspekt werden, wenn man nur Gutes von einer Sache hört. Wir sind jedoch der Meinung, dass die positiven Aspekte klar überwiegen: Ein vernünftig angebrachtes Antifouling schützt Ihren Bootsrumpf vor Algen und anderen Ablagerungen und sorgt dafür, dass der Rumpf reibungslos durchs Wasser gleitet.
Sie sparen damit Geld und vor allem auch Treibstoff ein. Und auch der Zeitaspekt dürfte nicht zu unterschätzen sein.
Denn mal ehrlich: Können Sie sich glaubhaft versprechen, alle drei Wochen das Boot aus dem Wasser zu hieven, ordentlich zu schrubben und anschließend wieder ins Wasser zu lassen?
Allerdings gilt dieses Plädoyer für Antifouling nur unter einer Bedingung: Stellen Sie sicher, dass Sie ein möglichst biozidfreies Antifouling verwenden. So tun Sie nicht nur Ihrem Boot etwas Gutes, sondern auch noch der Umwelt.
Wir hoffen, dass wir Ihnen bei Ihrer Entscheidung helfen konnten. Falls Sie das Thema interessiert, lesen Sie hier auch unsere weiteren Artikel zu dem Thema:
Welches Antifouling bei Holzbooten?
Viel Spaß dabei! Und teilen Sie uns gerne in den Kommentaren mit, wie Sie das Thema „Antifouling“ bei sich handhaben!