Boot ohne Antifouling: eine gute Idee?

Boot ohne Antifouling: eine gute Idee?

Beim Antifouling handelt es sich um eine besondere Farbe, die über den Rumpf, die Schiffsschraube und andere im Wasser liegende Teile gestrichen wird. Sie soll den Bewuchs und die Ansammlung von Organismen verhindern. Doch manchmal hat man – aus welchen Gründen auch immer – nicht die Zeit oder die Möglichkeit, ein Antifouling ans Boot aufzubringen. Aber ist das eine gute Idee?

Die Antwort: Es kommt darauf an, wie lange das Boot im Wasser liegt und wie stark der Bewuchsdruck ist. Auch das Gewässer und die Gewässertemperatur spielen eine Rolle. Liegt das Boot beispielsweise nur wenige Wochen im kalten Salzwasser und wird zudem ständig bewegt, kann sich auch kaum Bewuchs ansammeln. Steht es jedoch länger und immer an derselben Stelle in warmem Wasser, sollte ein Antifouling angebracht werden.

Sie haben jetzt in aller Kürze die Antwort auf die Frage bekommen, ob Antifouling wirklich notwendig sind – und haben bemerkt, dass es gar nicht so einfach ist. Deshalb beschäftigen wir uns im folgenden Artikel noch etwas ausführlicher mit dem Thema. Weiterlesen empfiehlt sich also in jedem Fall!

Boot ohne Antifouling: eine gute Idee?

Was ist Antifouling?

Wenn das Boot länger an der gleichen Stelle im Wasser liegt, können sich Organismen wie Algen und Muscheln am Rumpf ansammeln. Das ist insofern problematisch, als es dann zu mehr Widerstand im Wasser kommt und man mehr Kraft benötigt, um vorwärtszukommen. Der Kraftstoffverbrauch erhöht sich also.

Antifouling ist ein spezieller Lack, der über einen längeren Zeitraum konstant geringe Mengen an Biozide abgibt, sodass sich die Organismen erst gar nicht am Rumpf oder an der Schiffsschraube bilden können.

Allerdings sind diese Biozide natürlich nicht nur für Algen und Muscheln giftig – sondern auch für alles andere, was sich in unseren Gewässern herumtummelt, also Fische, Vögel & Co. Deshalb gibt es immer mehr Antifouling-Farben, die ohne Biozide auskommen: der sogenannte alternative Bewuchsschutz.

Boot ohne Antifouling: eine gute Idee?
Ohne Antifouling können sich starke Ablagerungen am Bootsrumpf bilden

Ist Antifouling wirklich notwendig?

Wie wir gesehen haben, ist Antifouling oft problematisch, da es Biozide enthält, die für die Flora und Fauna der Gewässer schädlich sind. Daher kann es sogar eine gute Idee sein, auf ein Antifouling zu verzichten.

Besonders dann, wenn das Boot nur für wenige Wochen pro Jahr auf dem Wasser ist und zudem noch häufig bewegt wird – also mehrmals pro Woche oder sogar fast täglich. Denn dann haben die Algen und Muscheln einfach nicht so viel Zeit, sich festzukleben und werden von der Reibung, die durch das Fahren erzeugt wird, schnell wieder abgetragen.

Es kommt auf viele Faktoren an

Wichtig ist auch die Wassertemperatur bzw. die Gewässerart: In warmen Süßwassergebieten kommt es vermehrt zu einem Bewuchs, in kalten Salzgewässern eher zu weniger Ablagerungen.

Anders verhält es sich aber, wenn das Boot länger im Wasser liegt und weniger oft bewegt wird. Wer also sein Boot auch im Winter auf dem Wasser lässt und es beispielsweise nur ab und zu am Wochenende fährt, der sollte auf jeden Fall ein Antifouling auftragen. Im besten Fall natürlich eines ohne Biozide.

Die Antwort lautet also: Wenige Wochen auf dem Wasser mit viel Bewegung braucht kein Antifouling. Steht das Boot länger und bewegt sich seltener, ist Antifouling wichtig.

Wie häufig Reinigung für Wasserlieger ohne Antifouling?

Wer sich gegen ein Antifouling entscheidet, der sollte sein Boot natürlich in regelmäßigen Abständen von Muscheln und Algen befreien. Aber auch hier gibt es keine eindeutige Antwort, wie oft man einen Wasserlieger ohne Antifouling reinigen muss. Denn es kommt auch hier darauf an, wie lange Ihr Boot im Wasser liegt und wie oft Sie es dann bewegen.

Generell empfehlen wir aber mindestens eine gründliche Reinigung pro Saison. Noch ein Tipp: Wenn Sie an Ihrem Rumpf viele Süßwasseralgen haben, sollten Sie mal einen kleinen Ausflug in Salzwassergebiete machen – also in Deutschland etwa Nord- oder Ostsee. Nach einem Wochenende im salzigen Wasser können Sie die Algen dann meistens ganz einfach mit einer Bürste entfernen, sobald der Rumpf getrocknet ist.

Wie oft sollte man das Antifouling erneuern?

Wie auch schon bei der Frage, ob ein Antifouling überhaupt notwendig ist, gibt es hier keine eindeutige Antwort. Denn es kommt wieder auf die vier Faktoren an:

  • Zeit, in der das Boot im Wasser liegt
  • Häufigkeit, mit der das Boot bewegt wird
  • Wassertemperatur
  • Salz- oder Süßwasser

Der ungünstigste Fall ist dabei, wenn Ihr Boot das ganze Jahr im warmen Süßwasser liegt und zudem kaum bewegt wird. Der beste Fall ist genau das Gegenteil: Sie haben das Boot nur wenige Wochen auf Salzwasser im Einsatz und fahren damit auch fast täglich.

Generell empfehlen wir Ihnen aber, alle ein bis zwei Jahre ein neues Antifouling aufzutragen. So können Sie garantieren, dass Ihr Rumpf sehr glatt und das Unterwasser nicht verschmutzt ist. Das ist mehr als nur Ästhetik: Wenn das Unterwasser stark verschmutzt ist, kann das die Drehzahl um bis zu 500 U/min vermindern. (Quelle)

Boot ohne Antifouling: eine gute Idee?
Ein glatter Rumpf sorgt für schnelles Vorankommen

Gibt es Alternativen zum Antifouling?

Wie wir gesehen haben, gibt es gute Gründe, auf ein Antifouling verzichten zu wollen. Und selbstverständlich gibt es im Jahr 2023 mittlerweile gute Alternativen dafür. Wir stellen Ihnen die wichtigsten und effektivsten hier vor:

Selbstklebende Silikonfolie

Unter dem Namen Flow Silikon wird eine innovative Lösung zur Verhinderung von Algen- und Muschelbewuchs auf Bootsrümpfen. Es handelt sich dabei um eine selbstklebende, silikonbeschichtete Folie, auf der sich keine lebenden Organismen festsetzen können. Ein Fachmann klebt die Folie auf den Rumpf. Das ist wichtig, da sie mit einem speziellen, nicht repositionierbaren Kleber für die Meeresumwelt fixiert wird.

Vorteile:

  • Es muss nicht gestrichen werden
  • Durch ein Anheben kann der ursprüngliche Kielzustand wiederhergestellt werden

Nachteile:

  • Ohne Fachmann nicht zu bewerkstelligen

Direkte Reinigung im Fluss

Anstatt verschiedene Antifouling-Methoden anzuwenden, um den Rumpf vor Algen- und Muschelbewuchs zu schützen, kann es sinnvoller sein, ihn regelmäßig zu reinigen. Eine einfache Lösung dafür ist das Fluten des Bootes. Unter dem Namen Bio-Ocean wird ein System zur Rumpfreinigung angeboten, welches das Entfernen von Bewuchs vereinfacht und den Einsatz von Wasserstrahl und Hochdruckreiniger überflüssig macht. Dabei wird ein Rollensystem verwendet, welches die Unterseite des Rumpfes abschrubbt, bevor das Boot ausläuft.

Vorteile:

  • Null Verschmutzung

Nachteile:

  • Sie müssen den Vorgang alle drei Wochen wiederholen
  • Sie benötigen eine teure Hafenanlage
  • Bei Bisafran- oder Doppelkiel-Schiffen nicht möglich

Parefouling-Plane um den Rumpf

Eine revolutionäre Alternative zu traditionellen Antifouling-Methoden ist die Verwendung einer Parefouling-Folie. Diese spezielle Folie wird unter den Rumpf des Bootes gelegt und verhindert dadurch das Wachstum von Algen und Muscheln. Das Entfernen der Folie ist einfach und kann durchgeführt werden, wenn das Boot nicht in Gebrauch ist. Diese Lösung ermöglicht es, fast vollständig auf Antifouling-Maßnahmen zu verzichten und erhöht zudem die Lebensdauer des Schutzes.

Vorteile:

  • Immer ein sauberer Kiel

Nachteile:

  • Der Film muss durch Handling in Position gehalten werden
  • Die Folie wird an der Außenseite schnell schmutzig
  • Nur bei Motorbooten oder Seglern mit Hubkiel möglich
Boot ohne Antifouling: eine gute Idee?
Durch alternative Antifouling-Methoden sparen Sie sich das Lackieren

Kiel schützen durch Ultraschall

Ultraschall-Antifouling-Systeme sind eine innovative Lösung, um die Ansammlung von Algen und anderen lebenden Organismen auf dem Rumpf eines Boots zu verhindern. Durch die Anbringung von Schallköpfen, die mit Ultraschallfrequenzen vibrieren, wird das Wachstum von Ungeziefer gestört und verhindert.

Obwohl diese Technologie sehr effektiv ist, gibt es einige Herausforderungen, die es zu überwinden gilt. Zum Beispiel benötigen die Geräte viel Energie, um zu funktionieren, und man muss sicherstellen, dass die Batterien immer aufgeladen sind und dass es eine Lösung gibt, um sie aufzuladen.

Trotz dieser Herausforderungen ist Ultraschall-Antifouling eine umweltfreundliche und nachhaltige Lösung, die für Bootseigner in Betracht gezogen werden sollte. Es gibt mehrere Modelle auf dem Markt, die unterschiedliche Eigenschaften und Anforderungen haben:

  • Navicom: Electroclean
  • UltraSonic von Ecomed Solutions
  • Gom’air: Harsonic

Vorteile:

  • Lässt sich einfach installieren und das Boot muss nicht aus dem Wasser

Nachteile:

  • Muss 24/7 in Betrieb sein

Kupfer

Kupfer ist ein bewährtes Mittel gegen das Wachstum von Algen und Muscheln an Bootsrümpfen. Früher wurden Kupferbleche aufgeklebt, heute verwendet man Kupferpulver, das mit Harz vermischt wird. Es gibt zwei Produkte: Coppercoat und M300, die auf die gleiche Weise funktionieren: ein Zweikomponentenharz wird mit Kupferpulver gemischt und in mehreren Schichten auf den sauberen Kiel aufgetragen.

Vorteile:

  • Der Kiel wird geschützt
  • Auch Privatpersonen können es anwenden
  • Die Gleitfläche kann durch ein Beschleifen schön glatt werden

Nachteile:

  • Komplex und kostspielig

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