Ein Segel- oder Bootstörn kann so schön sein: Mit Freunden oder den Liebsten im eigenen Boot auf die See rausfahren, ein paar kühle Getränke und Leckereien mit ins Gepäck nehmen und dann die Natur genießen – bis sich unsere Natur meldet und wir aufs Klo müssen. Dumm nur, wenn das Boot keine Toilette hat. Aber ist das ein Problem, wenn ein Boot keine Toilette hat?
Bei kurzen Ausflügen ist es kein Problem. Wer aber länger unterwegs ist, für den wird es problematisch: Oder können Sie immer und überall pinkeln oder den Stuhlgang verrichten? Dann können Sie das im offenen Meer gerne machen und brauchen keine Toilette an Bord. Wer weniger akrobatisch ist und einfach nicht vor aller Augen seine Notdurft verrichten will, der sollte immer eine Toilette an Bord haben.
Das war in wenigen Sätzen die Antwort auf die Frage, ob es problematisch ist oder nicht, mit einem Boot ohne Toilette unterwegs zu sein. Im folgenden Artikel gehen wir expliziter auf die Frage ein und klären, ob es überhaupt erlaubt ist, vom Boot ins Wasser zu pinkeln und was für Lösungen es gibt. Lesen Sie also unbedingt weiter!
Boot ohne Toilette: ein Problem?
Ist es überhaupt erlaubt, ohne Toilette Boot zu fahren?
Zuerst müssen wir erstmal klären, ob es überhaupt erlaubt ist, ein Boot ohne Toilette zu fahren. Immerhin sind wir ja in Deutschland, und hier ist so ziemlich alles geregelt. Beim Thema Toilette scheint es der Gesetzgeber aber nicht so eng zu sehen, denn in Deutschland ist es keine Pflicht, eine Toilette an Bord zu haben.
Allerdings gibt es Regeln, wenn Sie eine solche auf Ihrem Boot haben: Diese dürfen Sie dann nicht einfach ins offene Meer kippen! Denn durch die Chemikalien würden Sie das empfindliche Ökosystem der Meere und Flüsse stören. Vielleicht nicht Sie ganz alleine – aber wo kämen wir denn hin, wenn das jeder täte?
Anders sieht es beim bloßen Ableiten von Kot oder Urin ins Wasser aus. Hier gibt es kein Gesetz, was das verbietet – allerdings dürfen Sie dabei niemanden direkt stören.
Darf man ins Meer pinkeln?
Kurz mal vom Boot „ins Wasser Wasser lassen“ ist kein Problem – solange es sich dabei um ein großes, sich bewegendes Gewässer wie ein Fluss oder das offene Meer handelt. Beim Pinkeln im Badesee wird allerdings das Wachstum schädlicher Algen begünstigt, und beim Urinieren in Freibädern und Pools entstehen durch das beigemischte Chlor gefährliche Stoffe – abgesehen davon, dass es eklig und gegenüber den anderen Badegästen nicht angebracht ist.
Wir sehen also: Vom Gesetz her ist es kein Problem, ein Boot ohne Toilette zu fahren. Es kann aber durchaus ein Problem sein, wie wir Ihnen hier zeigen:
Boot ohne Toilette: Wann es problematisch ist
Ohne Toilette ist das Meer Ihr Klo
Das klingt zunächst natürlich nach sehr viel Freiheit: Einfach die Hose runter und rein mit dem Pipi ins Wasser. Dabei müssen Sie aber bedenken: Durch den Wellengang ist das vielleicht weniger „zielsicher“ als auf dem Pissoir in der Bar oder der Stadiontoilette. Vielleicht macht das Boot einen unvorhersehbaren Rucker – und schon ist Ihre weiße Segelhose mit uringelben Flecken gesprenkelt. Das würde doch jeden Bootstörn ruinieren, oder? Außerdem sind die meisten Boote ja weiß (warum erfahren Sie übrigens hier) – und da machen sich braune oder gelbe Teillaanstriche auch nicht so besonders gut.
Außerdem mag es für Männer vielleicht noch einfach sein, von Bord zu pinkeln – Frauen müssen sich aber umständlich über die Reling beugen und irgendwie festhalten. Das ist nicht nur unentspannt und nervig, sondern unter Umständen auch gefährlich.
Noch ein Tipp: Nicht gegen den Wind! Sie verstehen sicher, was wir damit meinen.
Gute Gesellschaft ade!
Wenn Sie nicht gerade auf einem Junggesellenabschied oder Männerausflug und auf dem offenen Meer sind, kommt es vielleicht nicht gerade gut an, einfach vom Boot aus ins Wasser zu pissen. Klar, vielleicht ist das was anderes, wenn man „mit den Jungs“ unterwegs ist – was aber, wenn Ihr zukünftiger Schwiegervater oder ein potentieller Geschäftskunde mit an Bord sind?
Dann haben Sie es wortwörtlich unter Umständen verkackt, wenn Sie einfach so Ihr Geschäft am offenen Deck verrichten oder Ihre Gäste dazu zwingen, dies zu tun, weil Sie keine Toilette an Bord haben.
Ruhe auf dem stillen Örtchen
Natürlich sind manche Boote wie etwa Sportsegler keine Luxusyachten. Dennoch sollten Sie auch bei Ihrem Boot auf ein klein wenig Komfort achten – und dazu zählt einfach eine halbwegs gemütliche Toilette. So können Sie Ihren Stuhlgang oder auch das Urinieren einfach viel entspannter angehen. Das sind Sie alleine schon unseren Vorfahren schuldig:
Denn die mussten ständig damit rechnen, beim Geschäft von Bären oder anderen wilden Tieren angegriffen zu werden. Seien Sie daher ein moderner Mensch und holen Sie sich eine halbwegs anständige Toilette auf Ihr Boot!
Nichts für Stadtschifffahrten
Möchten Sie mit Ihrem Boot entspannt durch die Hamburger Fleete gondeln oder die Amsterdamer Grachten durchstreifen? Dann ist eine Toilette auf jeden Fall Pflicht. Denn wenn Sie hier vom Boot pinkeln, begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit – die unter Umständen mit bis zu 5000 € geahndet werden kann.
Wann ist es kein Problem, ein Boot ohne Toilette zu haben?
Natürlich gibt es aber auch Fälle, in denen es unproblematisch ist, keine Toilette auf dem Boot zu haben: Wenn Sie wissen, dass Sie mit Ihrem Boot immer nur ganz kurze Strecken unterwegs sind, beispielsweise, und Sie dann immer schnell auf eine Toilette gehen können, wenn es drückt.
Oder auch, wenn Sie eine von diesen hervorragenden Alternativen haben:
Bootstoilette – die Alternativen
Sie haben wirklich keinen Platz an Bord, um für eine anständige Toilette zu sorgen? Dann können Sie sich mit diesen Alternativen beschäftigen:
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Trockentoilette
Bei einer Trockentoilette handelt es sich um eine sanitäre Anlage, die etwa so groß wie ein kleiner Sessel ist – und gänzlich ohne Wasser, Chemikalien und auch ohne Gestank auskommt. Sie passt auf jedes noch so kleine Boot und man kann sie mit einem Bausatz sogar selbst bauen.
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Ein klassischer „Eimer“
Er ist natürlich nicht so komfortabel wie die Trockentoilette, dafür passt er aber auf wirklich jedes Boot: ein kleiner Eimer, in den man sein Geschäft macht. Der Vorteil: Er ist sehr günstig und handlich – allerdings wird der „Eimergang“ auch zum Balanceakt und die Entsorgung ist ebenfalls eklig.
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Windeln
Nun, auf diese Methode sollten Sie wirklich nur im äußersten Notfall zurückgreifen. Den hier müssen Sie am Ende der Fahrt Ihren Intimbereich erstmal schön saubermachen. Dafür können Sie jederzeit „Leinen los“ sagen und ihre ganzen Fäkalien einfach in die Windeln ablassen. Wer’s mag…
Sie sehen also: Bis auf die Trockentoilette sind die Alternativen zu einem echten Klo auf dem Boot ebenfalls relativ problematisch. Wir empfehlen daher ganz klar: Fahren Sie ein Boot mit Klo.
PS: Es müssen nicht immer die Männer sein, die so „unbedarft“ an dieses Thema herangehen. So gibt es beispielsweise eine tolle Kolumne von einer Frau genau dazu, was man bzw. frau macht, wenn es keine Toilette an Bord gibt. Und es gibt sogar ein ganzes Buch über „Klogeschichten einer Frau“ mit dem vielversprechenden Titel „Femme Fäkal“. Vielleicht nehmen Sie sich das ja als Lektüre für Ihren nächsten Segeltörn mit?