Wer wie die meisten Menschen ein Boot mit Motorantrieb hat, der wird das Problem zur Genüge kennen: Der Motor läuft unruhig, denn der Propeller dreht sich nicht richtig. Grund dafür ist eine falsche Wuchtung bzw. Unwucht des Propellers. Aber wie kann man seinen Bootspropeller richtig wuchten, und worauf muss man dabei achten?
Eine Unwucht macht sich vor allem bei hohen Drehzahlen bemerkbar und kann zu Schäden an der Welle und am ganzen Motor führen. Deshalb sollten Sie die Propeller unbedingt richtig wuchten. Demontieren Sie dazu zunächst den Propeller und untersuchen Sie ihn gründlich auf Schäden oder offensichtliche Verbiegungen bzw. Ungleichgewichte. Das Anbringen von Gewichten kann ebenfalls dabei helfen, die Unwucht festzustellen. Mit Haushaltsgeräten wie Hammer, Zange und Fräse können Sie kleine Unwuchten leicht beheben. Eine spezielle Wuchtmaschine sowie der Gang zum Fachmann sind bei größeren Ungleichgewichten nötig. Testen Sie anschließend, ob Ihre Schritte die Unwucht behoben haben, und montieren Sie den Propeller erneut am Boot.
Das war in aller Kürze das Wichtigste, was Sie zum Thema wissen müssen. Allerdings ist die Antwort in diesen knappen Sätzen natürlich alles andere als ausreichend. Deshalb gehen wir im folgenden Artikel ausführlicher auf die einzelnen Schritte ein, sodass Sie ganz genau wissen, was Sie tun müssen.
Bootspropeller wuchten
Unwucht beim Propeller – was ist das?
Ein Propeller (bzw. veraltet eine Schiffsschraube) ist ein mechanisches Bauteil, das aus mehreren Flügeln, den sogenannten Propellerblättern besteht. Diese sind an eine Welle angebracht und rotieren um diese Welle. Dabei müssen die Flügel nicht nur die gleiche Form aufweisen, sondern auch das gleiche Gewicht. Denn wenn auf der einen Seite zu viel bzw. zu wenig Gewicht ist, liegt ein Ungleichgewicht vor.
Dadurch schlingert der Propeller und läuft buchstäblich nicht mehr rund. Man sagt auch, dass der Propeller in Unwucht geraten ist. Viele kennen diesen Effekt, wenn eine Waschmaschine falsch beladen wird: Durch die falsche Beladung entsteht ebenfalls eine Unwucht in der Waschtrommel und es kommt zu schlingernden Bewegungen oder gar schlagartigen Aussetzern.
Wie gerät ein Bootspropeller in Unwucht?
Natürlich kann es vorkommen, dass ein Bootspropeller bereits „ab Werk“, also frisch von der Produktion, mit einer Unwucht bei Ihnen ankommt. Das passiert aber in der Regel nur äußerst selten und eher bei billigeren Fabrikaten. Häufig kommt es zu Unwuchten, wenn der Propeller beschädigt wird – etwa, wenn er bei voller Umdrehung auf einen festen Gegenstand wie eine Ufermauer, einen Stein oder ein anderes Boot trifft. Allerdings können auch durch Abnutzungen Unwuchten auftreten oder dann, wenn Motoren falsch gelagert oder transportiert werden.
Muss ich eine Unwucht beheben?
In der Regel ja. Denn eine Unwucht führt dazu, dass die Kraftübertragung des Motors auf die Schraube nicht mehr einwandfrei funktioniert und das ganze System Schaden nehmen kann: Ein Schlingern der Propellerflügel führt außerdem zu schlechteren Antriebs- und Lenkverhalten und frisst wesentlich mehr Sprit und damit auch Geld.
Auch wenn minimale Unwuchten vielleicht nicht gleich den Motor bzw. das Antriebssystem als Ganzes lahmlegen, so ist es dennoch sinnvoll, Unwuchten relativ zeitnah zu beheben. Wir zeigen Ihnen hier, wie das geht.
Zuerst noch einmal alle Schritte auf einen Blick:
- Unwucht feststellen
- Propeller demontieren
- Propeller wuchten
- (mit Heimwerker-Werkzeug)
- Mit einer Wuchtungsmaschine
- Wucht testen / messen
- Propeller wieder anmontieren
Propeller wuchten – so geht’s
1) Unwucht feststellen
Ihr Außenborder bringt keine Leistung mehr, aber Sie können alle Fehlerquellen am Antrieb ausschließen? Dann liegt möglicherweise eine Unwucht vor. Lassen Sie dazu den Motor im Leerlauf laufen – am besten bei einer geringen Umdrehungszahl. Schauen Sie sich dabei genau die Propellerflügel an: Laufen sie unrund, schlingern sie? Dann liegt ziemlich sicher eine Unwucht vor.
Möglicherweise erkennen Sie auch schon mit bloßem Auge, dass etwa ein Flügel beschädigt oder verformt ist. Um ganz sicher zu sein, können Sie den Propeller in eine sogenannte Wuchtmaschine* spannen.
Ganz wichtig ist natürlich, dass der Motor nicht mehr läuft, wenn Sie sich den Propeller aus nächster Nähe anschauen – denn sonst sind mitunter schwere Verletzungen möglich!
2) Demontieren
Wenn Sie eine Unwucht an Ihrem Propeller festgestellt haben, müssen Sie ihn demontieren. Nur so können Sie ihn ordnungsgemäß reparieren bzw. wuchten. Stellen Sie den Propeller mit der Welle auf eine gerade Fläche. Idealerweise können Sie ihn aber in eine Wuchtmaschine einspannen.
Wenn Sie nicht über eine solche verfügen, können Sie den Propeller auch sachte auf eine Fläche legen und leicht drehen – Sie müssen sehen können, ob sich der Propeller richtig dreht.
3)Unwucht beheben
a) Mit „einfachen“ Werkzeugen
Je nach Beschädigung bzw. Verformung benötigen Sie andere Geräte: Ist etwa ein Stück aus einem Propellerblatt gebrochen, können Sie entweder versuchen, das abgebrochene Stück wieder anzukleben oder (je nach Material des Propellers) anzuschweißen. Alternativ können Sie auch bei dem gegenüberliegenden Flügel ein exakt identisches Stück herausbrechen bzw. entfernen – bei vier Propellern müssen Sie das dann bei allen Flügeln machen.
Bei Verformungen ist es oft schwieriger, die ursprüngliche Form wieder „hinzubiegen“. Hier helfen Hammer und Zange. Es kann auch hilfreich sein, den „richtigen“ Flügel etwa in Sand zu drücken – so haben Sie quasi ein „negativ“, in das Sie den defekten Flügel legen und so die richtige Biegung wieder erreichen können.
Je nach Größe und Material können Sie Epoxidharz oder auch Lötzinn oder dergleichen verwenden. Wichtig ist, dass das Füll- bzw. Formmaterial sich nicht im Wasser vom Flügel wieder löst.
Ziel muss es sein, dass jeder Flügel gleich viel Gewicht und die gleiche Form aufweist.
b) Mit einer professionellen Wuchtmaschine
Einen Propeller in der heimischen Werkstatt zu wuchten kann ziemlich aufwendig und oftmals schlichtweg unmöglich sein. Profi-Werkstätten haben entsprechendes Equipment, mit dem sie Ihren Propeller schneller und besser wieder wuchten können, als dies oftmals zuhause der Fall ist.
Wenn Sie daher einen schwer beschädigten Propeller haben, sollten Sie ihn am besten gleich in die Fachwerkstatt Ihres Vertrauens bringen. Dort werden Sie gut beraten und Ihr Propeller wieder vollständig repariert. Der Nachteil: Es kann Sie natürlich ein bisschen was an Geld kosten. Allerdings sollten Sie bedenken, dass Sie durch einen ordnungsgemäß funktionierenden und ideal eingestellten Propeller auch wiederum Geld durch einen geringeren Spritverbrauch einsparen.
4) Messen und Testen
Wenn Sie die Reparaturen vorgenommen haben, ist es nun Zeit, das Ergebnis zu testen. Drehen Sie den Propeller vorsichtig in der Spannvorrichtung oder auf dem Tisch, um zu sehen, ob er sich gleichmäßig drehen kann.
5) Anmontieren
Wenn Sie sich davon überzeugt haben, dass der Propeller richtig gewuchtet ist, können Sie ihn wieder anbringen. Starten Sie den Motor anschließend erst im Leerlauf und lassen Sie ihn auch einige Minuten laufen – nur so können Sie sichergehen, dass sich der Propeller auch „im Ernstfall“, also unter normalen Bedingungen, richtig drehen kann.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Artikel ein Stück weiterhelfen konnten. Allerdings ist es wie bei allen technischen Problemen schwierig, geeignete Artikel zu schreiben – denn oftmals sind die Probleme bei jeder Person individuell verschieden. Im Zweifelsfall sollten Sie daher professionelle Hilfe bei einer Werkstatt in Anspruch nehmen. Gerade bei so filigranen Bauteilen wie einem Propellerflügel muss man die Sache „in die Hand“ nehmen, um zu sehen, ob man etwas reparieren kann oder nicht.
Dennoch wünschen wir Ihnen viel Erfolg beim Auswuchten & Bootfahren!
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