Kompass auf dem Boot kalibrieren

Kompass auf dem Boot kalibrieren

Ohne Kompass wären wir auf dem Wasser ziemlich aufgeschmissen. Denn schließlich gibt es ja keine Straßenschilder oder sonstige Wegpunkte, an denen wir uns orientieren könnten. Und nach Sonne und Sternen zu navigieren ist nicht nur 2000-and-late, sondern 18. Jahrhundert. Aber was machen wir, wenn der Kompass auf dem Boot nicht mehr richtig funktioniert? Wie kann man den Kompass auf dem Boot richtig kalibrieren?

Bevor Sie irgendetwas am Kompass unternehmen, müssen Sie Ihr Boot in Umfeld bringen, das frei von elektromagnetischen Störungen (Funk, andere Geräte) ist. Anschließend benötigen Sie einen sogenannten Kompensator, mit dem Sie die Ungenauigkeit bzw. Abweichung des Kompasses beheben können. Oftmals geschieht dies automatisch durch die Geräte. Anschließend sollten Sie jedoch auf jeden Fall überprüfen, ob die Kalibrierung auch korrekt ist.

Das war in aller für das schnelllebige Internet gebotenen Kürze, was Sie wissen müssen, wenn Sie Ihren Kompass richtig kalibrieren wollen. Allerdings wollen wir Ihnen ein bisschen mehr Tiefgang bieten – daher sollten Sie den Artikel auf jeden Fall sorgfältig zu Ende lesen. Wir gehen dabei auf die einzelnen Punkte genauer ein und geben Ihnen Tipps und nützliche Informationen.

Kompass auf dem Boot kalibrieren

„Hoch im Norden, weht ein rauer Wind – Hoch im Norden, wo wir zuhause sind“ – diese Ode an den Norden stammt von der Seemannstruppe Santiano. Aber woher soll man wissen, wo Norden ist? Klar, man folgt einfach seinem Kompass, denn eine Kompassnadel zeigt schließlich immer nach Norden. Was aber soll man machen, wenn der Kompass plötzlich spinnt und nicht mehr nach Norden zeigt?

Warum spinnt der Kompass überhaupt?

Oftmals tritt das Phänomen eines nicht mehr richtig funktionierenden Kompasses dann auf, wenn Sie neue, elektronische Geräte auf Ihrem Boot angebracht haben – wie beispielsweise ein Radio oder einen Durchlauferhitzer für warmes Wasser. Durch die elektromagnetischen Wellen dieser Geräte wird die Genauigkeit des Kompasses beeinträchtigt und er zeigt nicht mehr zuverlässig nach Norden.

Keine Sorge, Sie müssen dann nicht die Hoffnung verlieren und lernen, wie man mithilfe der Sterne oder gar eines Sextanten auf dem Meer navigiert. Viel einfacher ist es, den Kompass neu zu kalibrieren.

In der Regel benutzt man dafür ein genau dafür entwickeltes Gerät – einen sogenannten Kompensator. Wie Sie diesen benutzen und wie er funktioniert, zeigen wir Ihnen hier:

Kompass auf dem Boot kalibrieren
Moderne Kompassanlagen haben meistens einen elektrischen Kompensator mit eingebaut

Der Kompensator

Bei einem Kompass-Kompensator handelt es sich um ein meistens elektronisch betriebenes Gerät, mit dem Sie Abweichungen im elektrischen Magnetfeld des Kompasses korrigieren können. Der Kompensator kann diese Störungen aufdecken und meistens auch gleichzeitig beheben.

Dabei gibt es verschiedene Typen von Kompensatoren:

1) Elektronische Kompensatoren

Diese stellen die einfachste Art dar, Ihren Kompass neu zu kalibrieren – vor allem dann, wenn Sie öfters wechselnden elektromagnetischen Feldern ausgerichtet sind. Sie sind ohnehin in den meisten modernen Kompassanlagen mit eingebaut. Der Vorteil an diesen Geräten: Sie haben integrierte Sensoren, mit denen sie das elektromagnetische Feld messen und in Echtzeit die dadurch stattfindende Abweichung korrigieren können.

2) Kompensationsmagneten

Wie gesagt haben die meisten Kompassanlagen heute automatische Deviationsgeräte, mit denen sich die Deviationen automatisch berechnen lassen. Allerdings können Sie auch Ihren Kompass manuell neu eichen.

Hierfür brauchen Sie allerdings schon etwas navigatorisches Geschick: Sie müssen in der Lage sein, die Lage Ihres Schiffs mit einem Hilfsmittel wie einem Sextanten oder ähnlichem zu bestimmen. Das dürfte für die meisten von uns mittlerweile nicht mehr relevant sein. Der Vollständigkeit halber sei diese Methode hier aber auch noch mal erwähnt:

Montieren Sie dazu den Kompensator in der dafür vorgesehenen Stelle unterhalb der Kompasskapsel. Natürlich müssen Sie dabei achten, dass sich Ihr Boot in einem Gebiet befindet, das außerhalb von dauerhaften elektromagnetischen Wellen befindet – also nicht neben einem Funkmast etc. Lassen Sie aber Geräte wie Radio laufen! Nur so stellen Sie sicher, dass der Kompass auch dann funktioniert, wenn die Geräte laufen.

So kompensieren Sie Ihren Kompass

  • Zuerst sollten Sie das Boot auf Nordkurs ausrichten. Stellen Sie dann die N/S-Schraube am Kompensator so ein, dass der Kompass 000º anzeigt.
  • Anschließend wird das Boot auf Ostkurs ausgerichtet und die E/W-Schraube am Kompensator so eingestellt, dass der Kompass 090º anzeigt.
  • Nun ist der Südkurs dran. Um diese durchzuführen, müssen Sie das Boot auf diesen Kurs ausrichten. Falls der Kompass nicht exakt 180º anzeigt, drehen Sie die N/S-Schraube, bis die Abweichung nur noch die Hälfte beträgt (Ein Beispiel: Beträgt die Abweichung zuerst 10°, sollte die Schraube so lange gedreht werden, bis sie 5° anzeigt.)
  • Selbiges wiederholen Sie für den Westkurs. Hier sollte die Nadel 270° anzeigen. Abweichungen sollten Sie ebenfalls auf die Hälfte „herunterschrauben“.
  • Diesen Vorgang müssen Sie noch einmal komplett wiederholen. Dadurch können Sie eine Soll-Ist-Kontrolle durchführen. Drehen Sie dabei das Boot um die eigene Achse, und notieren Sie alle 10° die Werte. Dadurch können Sie eine Abweichtabelle erstellen.

Flüssigkeitskompensatoren

Manchmal kann es aber auch sein, dass der Kompass zwar richtig nach dem Magnetfeld ausgerichtet ist, sich aber durch Reibung oder Verschmutzung in der Kompasskapsel nicht schnell genug richtig ausrichten kann. Diese Art von Kompensatoren verwendet daher Flüssigkeiten wie Öl, um die Ausrichtung der Kompassnadel bei ruckartigen Bewegungen des Bootes zu verbessern.

Wie funktioniert ein Kompass?

Ein Kompass macht sich das elektromagnetische Feld unserer Erde zu Nutze. Die Kompassnadel ist aus einem magnetischen Metall und kann sich frei drehen. Und da das Magnetfeld der Erde immer von Süden nach Norden „strömt“, richtet sich eine Magnetnadel auch immer nach Norden aus – sofern nicht andere elektrische Felder das Erdmagnetfeld ändern und dadurch quasi ein neues Magnetfeld schaffen, wodurch wiederum die Kompassnadel abgelenkt wird.

Kompass auf dem Boot kalibrieren
Die Navigation ohne Kompass ist schwierig

Wie kann ich ohne Kompass navigieren?

Natürlich ist es auch möglich, ohne Kompass zu bestimmen, wo Norden und Süden liegen. Das erfordert allerdings einiges an Können und durchaus auch einiges an Wissen. Wir beschränken uns daher auf die einfachste Methode: die Bestimmung durch die Lage der Sonne.

Dazu müssen Sie aber auch einige Dinge wissen: Auf welchem Breitengrad Sie sich zumindest ungefähr befinden (ob Nord- oder Südhalbkugel), welche Jahres- und welche Tageszeit derzeit ist.

Als Faustregel gilt ein alter Schulspruch: Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen. Das heißt also: Dort, wo die Sonne aufgeht, ist Osten. Je weiter im Norden und je näher Sie am 21. Juni Sie aber sind, desto ungenauer wird diese Methode, da am 21. Juni die Sonne in der Nähe des Nordpols gar nicht mehr untergeht. Am genausten ist diese Methode natürlich dann am Äquator.


Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Artikel helfen konnten, und dass Ihr Kompass Sie immer wieder auf unsere Seite führen wird.

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