Müssen Boote zum TÜV?

Müssen Boote in Deutschland zum TÜV?

Vom Autofahren kennen wir es alle: In regelmäßigen Abständen von maximal 2 Jahren muss das Auto zum TÜV und dort einmal komplett durchgecheckt werden, denn sonst darf es nicht mehr gefahren werden. Klar, das dient nämlich der Sicherheit auf der Straße. Aber wie ist das mit Booten? Müssen auch Boote vom TÜV überprüft werden?

In der Regel nicht. Aber: In einigen Bundesländern, wie zum Beispiel in Bayern und Thüringen, müssen Boote vom TÜV geprüft werden – allerdings nur in bestimmten Regionen. Einen allgemeinen Boots-TÜV gibt es aber nicht. Ein Pendant dazu wären die „Klassifikationsgesellschaften“, die Boote in verschiedene Klassen einstufen – nach der CE-Seetauglichkeitseinstufung.

Das war in aller Kürze die Antwort auf die Frage, ob Boote zum TÜV gehen müssen. Da Sie aber selbst gesehen haben, dass die Antwort etwas komplexer ist, nehmen wir uns im folgenden Artikel noch etwas Zeit, um die Frage ausführlich und im Detail zu klären. Lesen Sie also unbedingt noch weiter!

Müssen Boote zum TÜV?

In Deutschland müssen Autos alle zwei Jahre zum TÜV und einmal gründlich durchgechekt werden. Der Grund ist klar: Damit soll gewährleistet werden, dass alle Autos einwandfrei funktionieren und kein Risiko für den Straßenverkehr darstellen. Es macht also durchaus Sinn, dass es so streng reguliert ist. Daher sollte man auch meinen, dass es einen derartigen „Prüfungszwang“ auch auf den Wasserstraßen gibt, also auf den Flüssen und Seen. Aber gibt es einen „Boots-TÜV“ wirklich? Müssen Boote zum TÜV?

Müssen Boote zum TÜV?
Einen offiziellen “Boots-TÜV” mit Plakette gibt es so nicht in Deutschland

Die Antwort lautet: Es kommt darauf an – wo Sie fahren wollen.

Thüringen

Wollen Sie mit Ihrem Boot die Bleilochtalsperre oder die Hohenwartetalsperre befahren? Dann müssen Sie es vom TÜV überprüfen lassen. Folgendes müssen Sie dazu wissen:

  • Alle 5 Jahre ist eine Prüfung fällig
  • Es gibt zwei Klassen: über und unter 5 PS
  • Neuzulassungen haben keinen Bestandsschutz
  • Haben Sie eine CE-Kennzeichnung samt Konformitätserklärung, müssen Sie das Boot erst nach 5 Jahren prüfen lassen

Was wird geprüft?

Der TÜV Thüringen prüft

  • den Bootskörper auf bootstypische Eigenschaften
  • die Dichtheit des Motors, Zulassung nur CE oder nach Bodenseeschifffahrtsordnung (BSO)
  • Funktion des Motors mit Schallpegelmessung
  • die Funktion der Hupe
  • den Tank und die Batterie
  • Innenbordmotoren und Feuerlöscher (mind. 2 kg)
  • Gasanlage, Heiz- und Kochmöglichkeiten (hier müssen Sie die Prüfung separat nachweisen)
  • Rettungsmittel
  • Licht (sofern vorhanden)

Diese Infos haben wir aus der offiziellen Seite vom TÜV Thüringen (Quelle).

Müssen Boote zum TÜV?
Für die Hohenwartetalsperre muss Ihr Boot vom TÜV geprüft werden. Bildquelle: Von Steffen Löwe – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4946052

Bayern

In Bayern müssen Sie Sportboote vor der Zulassung auf bestimmten Gewässern vom TÜV SÜD überprüfen lassen. Die Prüfung umfasst eine technische Überprüfung des Bootes sowie eine Prüfung der Navigationseinrichtungen und der Sicherheitsausrüstung. TÜV SÜD ist vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr ermächtigt, diese Zulassungsprüfung durchzuführen.

Folgende Boote benötigen eine Zulassung und Genehmigung werden:

  • Motorboote, die einen Verbrennungsmotor haben
  • Segelboote, die einen 2-Takter als Hilfsmotor haben

Achtung: Diese Genehmigungen werden nur in beschränkter Zahl herausgegeben

Nur eine Genehmigung benötigen:

  • Elektro-Motorboote
  • Segelboote, die einen Viertakter-, Elektro- oder Dieselmotor haben

Folgende Boote brauchen keine Genehmigung:

Segelboote, die

  • Über keine Wohn-, Sanitär- oder Kocheinrichtung verfügen
  • einen Hilfsmotor bis max. 4 kW haben
  • maximal 9 m lang sind

Den zuständigen Ort für die Prüfung können Sie bei Ihrem zuständigen Landratsamt einholen. Quelle für diese Angaben: TÜV Süd

Was sind die „Klassifizierungen“ bei Booten?

Boote werden in der Regel anhand ihrer Größe und Bauweise in verschiedene Klassifizierungen eingeteilt, die je nach Land und Verwendungszweck variieren können. Hier sind einige der häufigsten Klassifizierungen. (Dazu haben wir Ihnen diese Seite lesefreundlich zusammengefasst)

  1. Freizeitboote: Diese Boote werden für den Freizeitgebrauch auf Seen, Flüssen und Küstengewässern verwendet und können je nach Größe und Verwendungszweck in verschiedene Kategorien eingeteilt werden.
  2. Sportboote: Diese Boote sind speziell für den Einsatz bei Sport- und Freizeitaktivitäten wie Wasserski, Wakeboarden und Angeln konzipiert.
  3. Segelboote: Segelboote sind Boote, die durch den Wind angetrieben werden und in der Regel über eine Rumpfform verfügen, die für den Einsatz von Segeln ausgelegt ist.
  4. Motorboote: Motorboote sind Boote, die von einem Motor angetrieben werden und in der Regel für den Transport von Personen und Fracht auf Flüssen, Seen und Küstengewässern verwendet werden.
  5. Yachten: Yachten sind Boote, die für den privaten Gebrauch oder für den Einsatz in der Charterbranche konzipiert sind und in der Regel über eine luxuriöse Ausstattung und eine hohe Geschwindigkeit verfügen.

Die Klassifizierung von Booten kann auch durch bestimmte Merkmale wie Länge, Breite, Gewicht, Tiefgang, Verdrängung oder maximale Motorleistung erfolgen.

Müssen Boote zum TÜV
Boote haben die sogenannte CE-Seetauglichkeitseinstufung

Was ist der „Schiffs-TÜV“?

Wie wir bereits erfahren haben, gibt es keinen speziellen TÜV für Boote und Schiffe. Allerdings hör man immer wieder von einem sogenannten „Schiffs-TÜV“. Aber was ist da dran?

Dahinter verbergen sich die sogenannten „Klassifikationsgesellschaften“. Darunter versteht man Unternehmen, die Schiffe begutachten – und sie in verschiedene Klassen einstuft. International werden so Tanker, Frachter oder Kreuzfahrtschiffe klassifiziert. In Europa müssen Sportboote dementsprechend eingeteilt werden.

Die Sportbootrichtlinie

Um die Einteilung in verschiedene Klassen möglich zu machen, gibt es die Sportbootrichtlinie, die offiziell „Richtlinie 2013/53/EU des Europäischen Parlaments und des Rates“ genannt wird. Wir kennen sie unter dem Namen CE-Seetauglichkeitseinstufung.

Und genau darum geht es auch in dieser Richtlinie: Die Schiffe sollen entsprechend ihrer Hochseetauglichkeit eingestuft werden. So kann man nämlich die Frage, ob das eigene Schiff hochseegeeignet ist, ganz leicht beantworten. (Siehe dazu auch diesen Artikel, in dem wir diese Frage bereits ausführlich beantwortet haben).

Dabei wird diese Hochseetauglichkeit aber nicht regelmäßig überprüft, wie das etwa beim „klassischen TÜV“ der Fall ist. Allerdings müssen Sie im Falle einer Havarie mit Strafen rechnen, wenn Sie sich auf einem Gewässer befunden haben, ohne die entsprechende Kategorie besessen zu haben. Auch kann es sein, dass Sie Ihr Boot stilllegen müssen oder gar nicht erst eine Zulassung erhalten, wenn Sie keine CE-Zertifizierung haben.

Wie viel kostet eine CE-Zertifizierung?

Das richtet sich immer nach dem Boot, das Sie überprüfen lassen möchten. Mit einigen hundert bis wenigen tausend Euro müssen Sie aber schon rechnen. Es gibt einige Anbieter im Internet, die eine solche Zertifizierung anbieten, beispielsweise hier. Dort finden Sie auch Beispiele mit Preisen, die wir Ihnen hier aber schonmal herausgeschrieben haben (Stand: März 2023).

Jetski:                                                              850 €
Sportboote bis 26 Fuß (ca. 8 m):                 1300 €
Sportboote von 27 bis 30 Fuß (ca. 9 m):    1600 €
Sportboote ab 31 Fuß (ca. 9 Meter):           Auf Anfrage


Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Artikel weiterhelfen können. Wir wünschen Ihnen natürlich, dass Ihr Boot alle Anforderungen für eine sichere Fahrt erfüllt und Sie viele schöne Stunden auf dem Wasser verbringen können!

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