Das offene Meer hat einen ganz besonderen Reiz: Abenteuer, Freiheit, Wasser bis zum Horizont. Doch wenn man mit seinem Boot auf die hohe See hinausfahren will, sollte man ein paar Dinge beachten – denn nicht jedes Schiff ist für so einen Törn geeignet. Viele stellen sich daher die Frage: Ab wann ist ein Boot hochseetauglich?
Theoretisch kann jedes Boot mit geschlossenem Rumpf und Mechanismus zum Wiederaufrichten des Masts hochseetauglich sein. Als Faustregel gilt: Segelyachten ab 12 m sind hochseetauglich, Motorboote erst deutlich darüber. Zudem sollten sie mindestens 500 Liter Treibstoff fassen können. Seit 1998 gibt es für Motorboote die CE-Seetauglichkeitseinstufung, mit denen man die Hochseetauglichkeit nach festen Gesichtspunkten einteilen kann: je nach Windstärke und Wellenhöhe, die ein Boot überstehen kann.
Das ist natürlich nur eine sehr verkürzte Antwort auf die Frage, ab wann ein Boot hochseetauglich ist. Daher werden wir im kommenden Artikel die einzelnen Kategorien der Seetauglichkeit aufdröseln. Zudem geben wir Ihnen wertvolle Tipps, wenn Sie vorhaben, mit Ihrem Boot aufs offene Meer zu fahren. Weiterlesen lohnt sich auf jeden Fall!
Wann ist ein Boot hochseetauglich?
Was ist überhaupt „hochseetauglich“?
Eine klare Antwort auf diese Frage ist schwierig, denn der Begriff „hochseetauglich“ ist nicht klar definiert. Das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS), versteht unter dem Synonym „hochseetüchtig“:
von Schiffen geeignet, auf der Hochsee zu fahren
Quelle: dwds.de/wb/hochseetüchtig
Hohe See
Man kann mit einem hochseetauglichen Schiff bzw. Boot also auf der „Hochsee“ fahren. Aber was ist damit gemeint? Laut Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von 1982 ist damit der Bereich der Weltmeere gemeint, die nicht zu den Hoheitsgewässern eines Staats gehören. In der Regel beginnt die Hochsee etwa über 200 Seemeilen von der Küste entfernt.
Und wann kann ein Schiff auf hoher See fahren?
Als “Faustregel” gilt: Eine Segelyacht ist ab 12 Metern hochseetauglich – Motorboote benötigen aber weitaus mehr. Was genau, zeigen wir Ihnen hier. Und lassen Sie sich eines vorwegsagen: Dass man mit einem Sportboot auch auf Hoher See fahren kann, ist alles andere als unrealistisch oder ein waghalsiges Unterfangen – wie unter anderem in diesem Artiekl berichtet wird.
(PS: Wenn Sie wissen wollen, was eigentlich den Unterschied zwischen einer Yacht und einem Boot ausmacht, dann klicken Sie hier)
Erste Bedingung: Reichweite
Damit ein Boot also überhaupt den Bereich der Hochsee erreichen kann, muss es in der Lage sein, über 200 Seemeilen zurückzulegen – und auch wieder zurück. Schließlich wollen Sie ja nicht mit Ihrem Boot einen One-Way-Trip in die Mitte des Ozeans machen.
Das Boot muss also über einen entsprechenden Kraftstoffvorrat verfügen, mit dem es mindestens 400 Seemeilen zurücklegen kann. Segelboote oder Solarkatamarane sind hier natürlich im Vorteil, denn Wind und Sonne können ja nicht einfach „ausgehen“.
Bei einer Sportyacht sollte der Tank aber zwischen 500 und 1500 Liter fassen können.
Zweite Bedingung: Wind- und Wellenwiderstandskraft
Sie haben also ein Boot, dass es mit seinem Antrieb aufs offene Meer schafft und am besten auch wieder zurück. So weit, so gut. Aber wie sieht es jetzt aus? Wann ist es sicher, mit einem Boot auf dem offenen Meer zu fahren?
Wind & Wellen
Auf hoher See haben Sie zwei unerbittliche Gegner: den Wind und die Wellen. Gegen beides muss Ihr Boot gut gerüstet sein – sonst sinkt es nach dem nächsten Brecher oder wird durch einen starken Wind einfach umgekippt. Es kommt also auf die Widerstandskraft Ihres Bootes gegen diese beiden Naturgewalten an, ob es hochseetauglich ist oder nicht.
Die CE-Hochseetauglichkeitseinstufung
Damit man ein Boot bzw. Schiff objektiv auch nach seiner Hochseetauglichkeit einstufen kann, gibt es genormte Standards. Erfüllt Ihr Boot die jeweiligen Anforderungen, kann es dementsprechend auch in „schwierigeren“ Wassern fahren. Die Skala gilt innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums. Gemessen wird wie bereits erwähnt nach der Windstärke (in Beaufort) und in der Wellenhöhe. (Anmerkung: In der folgenden Tabelle ist die sogenannte signifikante Wellenhöhe angegeben – das ist in etwa die Mitte des höchsten Drittels einer Welle).
- Kategorie D
Das ist die niedrigste Kategorie – also für die kleinsten Boote. Boote dieser Klasse sind nicht hochseetauglich
Windstärke: bis maximal 4
Wellenhöhe: maximal 0,3 m (zum Beispiel durch vorbeifahrende Schiffe)
Geeignete Gewässer: geschützte Gewässer in Küstennähe, kleine Seen und Buchten, schmale Kanäle und Flüsse
- Kategorie C
Hier handelt es sich nicht mehr nur um die kleinsten Boote, sondern um etwas größere Exemplare. Aber auch diese sollten nicht als hochseetauglich angesehen werden.
Windstärke: bis einschließlich 6
Wellenhöhe: maximal 2 m
Geeignete Gewässer: Gewässer in Küstennähe, größere Buchten und Flussmündungen, Flüsse und Seen
- Kategorie B
Die Boote in dieser Kategorie halten auch mal einem ordentlichen Kaventsmann stand. Mit ihnen können Sie auch bedenkenlos außerhalb von Küstengewässern fahren – aber immer noch nicht aufs offene Meer!
Windstärke: bis einschließlich 8
Wellenhöhe: maximal 4 m
Geeignete Gewässer: auch außerhalb von Küstengewässern
- Kategorie A
Nur die stärksten Schiffe schaffen es in diese Kategorie. Sie können sich aus eigener Kraft gegen noch so hohe Wellen und Winde wehren. Sie sind daher für den Hochseebereich geeignet. Gegen extreme Wetterverhältnisse, wie zum Beispiel Hurrikans, sind aber auch sie machtlos.
Windstärke: über 8
Wellenhöhe: über 4 Meter
Geeignete Gewässer: Hochsee
Achtung: Auch wenn Sie „nur“ etwas außerhalb von Küstengewässern fahren, kann Ihr Boot dennoch nicht für die dortigen Verhältnisse geeignet sein. Es kommt nämlich nicht immer nur auf die Distanz zur Küste, sondern auch auf die Jahreszeit und mehr noch auf die geografische Breite an.
Woran erkenne ich, welche Kategorie mein Boot hat?
Glücklicherweise muss jedes Boot ein Typenschild aufweisen, auf dem die Kategorie klar und deutlich sichtbar ist. Wie Sie hier auf diesem Bild erkennen können, hat das Schiff die Kategorie B:
Mittlerweile wird zudem oft auch hinter dem Buchstaben (A,B,C,D) eine Zahl angebracht. Diese zeigt an, wie viele Personen maximal in dem jeweiligen Wasser auf dem Boot fahren können. Ein Beispiel: A4B5C8D10 wäre also ein Schiff, das auf hoher See vier Leute mitnehmen kann.
Achtung: Nicht alle Schiffe müssen so gekennzeichnet sein. Sie gilt nicht für:
- Gondeln
- Tretboote
- Tragflügelboote
- Surfbretter
- Renn- und Trainingsboote
- Luftkissenfahrzeuge
- Kajaks oder Kanus
- Jetskis
- historische Wasserfahrzeuge (Entwurfsdatum vor 1950)
- Eigenbauten
Was ist noch ausschlaggebend für die Hochseetauglichkeit?
Die Kategorien zeigen: Der Rumpf muss gegen das Kentern gesichert sein. Bei Segelschiffen gilt das auch für die Takelage. Allerdings muss auch der Rest der Ausrüstung die entsprechenden Wellenhöhen bzw. Windstärken überstehen.
Hochseetaugliche Schiffe müssen über je eine Koje pro Person verfügen. Außerdem variiert die benötigte Ausrüstung je nach Kategorie.
Achtung: Einfach auf die hohe See zu fahren, ist kein leichtes Unterfangen und kann unter Umständen lebensgefährlich sein. Wir empfehlen einen solchen Ausflug nur erfahrenen Seeleuten mit entsprechenden Booten und Ausrüstungen. Überprüfen Sie vor einer Hochseefahrt alle Funktionen und den Zustand des Schiffs. Sorgen Sie zudem für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie GPS-Telefone mit Verbindungen zur Küstenwache oder anderen Schiffen, die Sie im Notfall retten können. Sorgen Sie zudem auf jeden Fall für ausreichend Treibstoff!
Sie sehen also: Es liegt an mehreren Faktoren, die ein Boot hochseetauglich machen, oder auch nicht. Überprüfen Sie in jedem Fall das Kennzeichen Ihres Boots und sprechen Sie sich mit anderen Bootseigentümer ab, bevor Sie auf so einen riskanten Trip gehen.