In hiesigen Autos befindet sich das Steuer in der Regel auf der linken Seite, zudem gilt Rechtsverkehr. Allerdings befindet sich das Steuer bei Booten fast immer auf der rechten Seite – es sind also Rechtslenker. Ist das einfach nur „Zufall“ oder hat das einen Grund? Warum sind Boote also Rechtslenker?
Dazu gibt es mehrere Theorien. Die wahrscheinlichste ist, dass die frühesten Boote per Paddel angetrieben wurden und die meisten Menschen Rechtshänder sind. Als dann später Steuer eingesetzt wurden, hat man sie dementsprechend auch auf der „starken“ Seite platziert. Daneben gibt es aber noch andere Theorien.
Das war in aller Kürze die Antwort auf die Frage, warum bei Booten das Steuer größtenteils auf der rechten Seite zu finden ist. Wir gehen dieser Erklärung aber noch weiter auf den Grund und überprüfen zudem noch die Behauptung, dass es am englischen Einfluss als ehemalige große Seemacht liegen würde – denn die haben ja auch schließlich das Lenkrad bei Autos auf der rechten Seite. Weiterlesen lohnt sich also in jedem Fall!
Warum sind Boote Rechtslenker?
Es ist doch sonderbar, oder? Da steigen wir täglich in unser Auto und wundern uns überhaupt nicht mehr, dass das Lenkrad links ist – doch wenn wir dann mit unserem Boot fahren, ist das Lenk- bzw. Steuerrad plötzlich rechts. Im Gegensatz zu Autos sind Boote hierzulande also „Rechtslenker“. Doch woran liegt das überhaupt?
Dafür gibt es zwar keine eindeutige Erklärung – doch wir haben uns die Mühe gemacht, verschiedene Theorien zu recherchieren und gegeneinander abzuwiegen. Hier präsentieren wir Ihnen die gängigsten bzw. glaubwürdigsten:
Theorie 1: Weil rechts die „starke“ Seite ist
Für diese Theorie müssen wir uns einmal die Geschichte der Bootsfahrt anschauen. Die ersten Boote hatten logischerweise noch keinen Motor, sondern wurden per Muskelkraft angetrieben. Und da die Menschen schon früh gemerkt haben, dass dafür eine einfache Hand nicht ausreicht, haben sie Paddel verwendet.
Nun ist es so, dass die meisten Menschen Rechtshänder sind – ihre rechte Hand ist in Sachen Koordination und Stärke der anderen Hand überlegen. Zwar wurden zu bestimmten Zeiten und Regionen die meisten Menschen zu Rechtshändern umerzogen – etwa im Römischen Reich, aber auch noch bis in die frühen Jahre unserer Bundesrepublik. – dennoch beträgt der „natürliche“ Anteil an Linkshändern etwa 10-15 Prozent. (Quelle: https://www.helles-koepfchen.de/linkshaender.html).
Das lässt darauf schließen, dass auch die ersten Bootsfahrer ihr Paddel zuerst in die rechte Bootsseite gestoßen haben – bzw. werden sie zum Steuern das Ruder eher in die rechte Seite gehalten haben, da sie diese besser kontrollieren konnten. Später, als Steuerräder mit beweglichen Rudern erfunden wurden, hat man sie dann ebenfalls auf die rechte Seite platziert.
Theorie 2: Weil die Engländer auch das Lenkrad im Auto rechts haben
Hier müssen wir noch ein bisschen weiter ausholen – und zwar müssen wir erstmal erklären, warum einige Länder auf der linken Seite Auto fahren und manche (so wie wir) auf der rechten.
Das geht auf die Römerzeit zurück – und auch hier spielt wieder eine Rolle, dass die meisten Menschen Rechtshänder sind. Denn früher waren die Zeiten viel härter als heute: Wenn man mit dem Pferd bzw. Wagen unterwegs war, musste man sich quasi ständig verteidigen können. Man fuhr deshalb auf der linken Seite, um zwischen sich und dem potentiellen Gegner noch sein Schwert schwingen zu können, dass man in der rechten Hand hielt.
Seit wann gibt es “Rechtsverkehr”?
Vor etwa 200 Jahren haben dann die Franzosen damit angefangen, auf Rechtsverkehr umzustellen – denn offenbar bestand nicht mehr die Notwendigkeit, sich permanent gegen entgegenkommende Fahrer zu verteidigen. (Quelle). Allerdings nicht alle: Die Engländer blieben beim Linksverkehr und somit auch die vielen ehemaligen britischen Kolonien wie Indien, Australien oder Hongkong.
Was das mit den Steuerrädern zu tun hat
Warum aber hatten die Engländer so viele Kolonien? Genau, weil sie einst eine große Seemacht hatten. Das besingen sie selbst mit ihrem patriotischen Song „Rule Britannia, Britannia, rule the waves“.
Nun besagt die Theorie, dass dann viele Länder es den Engländern nachmachen wollten und ihre Steuerräder dann auch auf die rechte Seite platziert haben. Das klingt für uns aber ein bisschen weit hergeholt.
Wir halten die erste Theorie für plausibler und haben dazu auch mehr Quellen gefunden.
Muss das Steuer auf der rechten Seite sein?
Nein. Zwar gelten die internationalen Regeln zur Verhütung von Zusammenstößen auf See (COLREGs) der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) für Schiffe auf allen Wasserstraßen und in allen Ländern der Welt. Diese Richtlinien besagen, dass sich alle Boote rechts vom Gegenverkehr halten müssen.
Allerdings ist dies bei kleineren Schiffen nicht immer der Fall – die Sicht auf den Gegenverkehr kann auf der linken Seite tatsächlich besser sein. Aus diesem Grund gehen immer mehr Bootshersteller dazu über, die Steuerräder auf der linken Seite anzubringen. Die Zeit wird zeigen, ob sich dieser Trend durchsetzen wird.
Wie merkt man sich Backbord und Steuerbord?
Im gesamten Artikel haben wir ja mehrfach erwähnt, dass bei den meisten Menschen die rechte Hand die stärkere ist und dass sich seit der Erfindung der ersten Steuerräder für Boote daran nichts geändert hat. Die rechte Hand ist die starke Hand, also ist auch das Steuer rechts. Und Steuerbord ist dann ganz einfach die Seite, auf der sich das Steuer befindet – also rechts.
Backbord ist dann einfach das Gegenteil. „back“ bedeutet ja soviel wie „hinten“ oder Rücken. Da sich die Steuermänner zum Steuern früher nach rechts (also nach Steuerbord) drehen mussten, hatten sie die linke Seite in ihrem Rücken, also in ihrem „back“.
Im Englischen heißt Steuerbord übrigens starbord. „star“ meint in diesem Fall nicht den Stern, sondern es leitet sich tatsächlich vom Deutschen bzw. Germanischen Wort „Steuer“ ab. Die Backbordseite wird auch „port“ oder „portside“ genannt, denn mit dieser legt man in der Regel am Hafen an bzw. hat man angelegt – sonst hätte ja das an der Steuerbordseite angebrachte, rechte Steuer nicht richtig funktioniert. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Backbord_und_Steuerbord).
Gibt es noch mehr Merkhilfen?
Gewiss. So kann man sich beispielsweise merken: B wie Backboard kommt im Alphabet ja vor S wie in Steuerbord – genauso wie das L in links auch vor dem R in rechts kommt. Zudem hilft auch der Spruch: „Steuern zahlt man von Rechts wegen“.
So können Sie sich einfach merken, wo Backbord und wo Steuerbord ist.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Artikel weiterhelfen konnten und auch mit dem ein oder anderen Mythos aufräumen konnten, den man sonst so im Internet liest. Aber jetzt sind wir natürlich auf Ihre Antworten gespannt: Wo befindet sich das Steuer in Ihrem Boot? Und wie merken Sie sich Back- und Steuerbord? Wir freuen uns auf Ihre Antworten!
PS: Hier erfahren Sie übrigens, warum Boote meistens weiß sind.
Wie merkt man sich was links und rechts ist?
Das Wort Steuerboard hat 2x den Buchstben R
Back Bord nur 1x
Das Wort was 2 “R” hat ist rechts
Das ist eine wirklich tolle Eselsbrücke, vielen Dank dafür!
Viele Grüße
Philipp