Schiffe sind wahre Monster unter den Maschinen: Das größte Schiff der Welt, die Jahre Viking, hatte unfassbare 50.000 PS Leistung. Dennoch betrug ihre Höchstgeschwindigkeit gerade mal 29 km/h – man hätte sie also in einer 30er-Zone überholen können. Aber woran liegt das? Warum sind Schiffe so langsam?
Das liegt hauptsächlich daran, dass Wasser enorm viel dichter als Luft ist. Um vorwärtszukommen, muss also mehr Energie aufgeboten werden. Will man dennoch hohe Geschwindigkeiten erzielen, steigt der Treibstoffverbrauch exponentiell – und damit ist es einfach enorm unökonomisch.
Das war in aller Kürze die Antwort auf die Frage, warum Schiffe so langsam sind. Allerdings gibt es natürlich auch Boote, die sehr schnell fahren können. Deshalb müssen wir die Antwort ein bisschen länger und ausführlicher gestalten. Lesen Sie also unbedingt den ganzen Artikel, um die vollständige Antwort zu erhalten.
Warum sind Schiffe so langsam?
Wer an Schiffe denkt, hat möglicherweise große, im Wind aufgebauschte Segel im Kopf, riesige Öltanker oder kolossale Kreuzfahrtschiffe. Die vorherrschenden Adjektive sind also „groß, massiv und schwer“. Kaum einer dürfte jedoch an wendige, pfeilschnelle Fahrzeuge denken, die über das Wasser brettern. Aber warum ist das so? Warum sind Schiffe so langsam?
Schiff – oder Boot?
Bevor wir uns der Frage widmen, warum Schiffe so langsam sind, müssen wir erstmal ganz kurz den Unterschied zwischen Schiffen und Booten klären (hier haben wir übrigens erklärt, wie man Boote und Yachten voneinander unterscheiden kann). Denn es gibt durchaus Boote, die bis zu 511 km/h schnell fahren können. Dazu aber gleich noch mehr. Und verglichen mit dem schnellsten Flugzeug der Welt ist auch das eher mau: Das schaffte 3529 km/h.
Boot:
Ein Boot ist ein kleines bis mittelgroßes Wasserfahrzeug, das normalerweise für Freizeitaktivitäten wie Segeln, Angeln oder Wassersport verwendet wird. Boote können aus verschiedenen Materialien wie Holz, Kunststoff oder Metall gebaut werden und haben in der Regel eine geringere Größe und Tonnage als Schiffe. Boote können von einer oder wenigen Personen betrieben werden und sind in der Regel für den Einsatz in Küstennähe oder Binnengewässern geeignet.
(Quelle: https://www.segeln-lernen.de/lexikon/boot/)
Schiff:
Ein Schiff ist ein größeres Wasserfahrzeug, das für den Transport von Personen, Gütern oder anderen Materialien auf See oder Flüssen genutzt wird. Im Vergleich zu Booten haben Schiffe in der Regel eine höhere Tonnage, größere Abmessungen und eine höhere Strukturintegrität, um den Anforderungen des Seetransports gerecht zu werden. Schiffe können aus verschiedenen Materialien wie Stahl oder Aluminium gebaut werden und haben oft eine breitere Palette von Funktionen als Boote. Sie können sowohl im Küstenbereich als auch auf hoher See eingesetzt werden.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schiff)
Besonders wichtig für unsere Frage ist aber, dass Schiffe einen größeren Tiefgang als Boote haben und sie mit einem größeren Teil unter der Wasseroberfläche fahren als Boote.
Grund 1: Schiffe sind sehr schwer
Wir sehen also: Schiffe sind in der Regel sehr viel größer als Boote – und das macht sie auch um ein Vielfaches schwerer. Das ist ein Grund dafür, dass Schiffe so langsam sind.
Ein Beispiel: Das größte Schiff der Welt, die Jahre Viking, hat bei voller Ladung ganze 660.000 Tonnen gewogen (bzw. so groß war ihre Verdrängung). Zum Vergleich: Ein VW Golf wiegt gerade einmal 1,4 Tonnen.
Dann können Sie also mal überlegen, wie viel PS Sie brauchen, um das Superschiff auf Fahrt zu bringen. Wir können es Ihnen aber auch sagen: Das Schiff hatte ganze 50.000 PS. Ein VW Golf (je nach Tuning oder Nicht-Tuning-Modell) zwischen 110 und 330. Ein Schiff hat also nur 0,07 PS pro Tonne – beim VW Golf sind es 140PS pro Tonne (bei 200 PS / 1,4 t). Wie viel PS bräuchten Sie dann insgesamt bei dem Superschiff, um auf so ein Verhältnis zu kommen?
7 Millionen PS. Den Motor wollen wir mal sehen …
Aber es gibt noch einen viel entscheidenderen Grund, warum Schiffe so langsam sind. Und der hat etwas mit dem Medium zu tun, in dem Schiffe unterwegs sind:
2. Wasser hat mehr Widerstand als Luft
Wenn Sie das nächste Mal im Schwimmbad sind, machen Sie mal folgenden Wettlauf: Sie gehen ins Becken (mindestens hüfthoch im Wasser) und ein Freund von Ihnen steht daneben „an Land“. Dann starten Sie beide zur gleichen Zeit – wer ist zuerst am Ende des Beckens? Wenn Ihr Freund Sie nicht um jeden Preis gewinnen lassen will, wird er auf jeden Fall schneller sein. Denn Sie brauchen im Wasser viel mehr Kraft, um vorwärtszukommen, als an Land.
Das hat etwas mit der Dichte zu tun. Die von Wasser beträgt bei 20° fast genau 1 kg/Liter. Die von Luft aber nur 0,0012 kg/l. Also hat Wasser etwa die 800-fache Dichte von Luft.
Dadurch hat Wasser natürlich auch einen viel größeren Widerstand als Luft – denn Sie müssen mehr Masse wegdrücken, um vorwärtszukommen.
Kraftverbrauch steigt exponentiell an
Je schneller sich nun ein Schiff bewegt, desto höher wird auch dieser Widerstand. Und zwar nicht proportional zu Geschwindigkeit, sondern im Quadrat: Schwimmt ein Schiff also mit doppelter Geschwindigkeit, wird der Widerstand viermal so stark. Man braucht also auch viermal so viel Energie.
Daher würden Schiffe Unmengen an Energie verschlingen, um hohe Geschwindigkeiten zu erzielen. Das wäre nicht nur eine unnötige Ressourcenverschwendung und auch extrem kostspielig.
„Slow Steaming“ – Warum Schiffe langsam fahren
Nein, unter „Slow Steaming“ versteht man keine schonende Dampfzubereitung eines Bratens, und auch keine Bügeltechnik. Es ist eine Schifffahrtspraktik, bei der Schiffe mit einer reduzierten Geschwindigkeit fahren, um Treibstoff zu sparen und die Umweltbelastung zu verringern. Diese Praktik wurde erstmals während der Finanzkrise 2008 eingesetzt, als die Nachfrage nach Gütertransporten aufgrund der Wirtschaftskrise sank und die Ölpreise hoch waren. Schifffahrtsunternehmen reduzierten daher die Geschwindigkeit ihrer Schiffe, um Treibstoffkosten zu sparen.
Bis zu 25 % langsamer
Seitdem ist Slow Steaming zu einer wichtigen Strategie für die Schifffahrtsindustrie geworden, um die Kosten zu senken und die Umweltbelastung zu verringern. Durch die Reduzierung der Geschwindigkeit auf etwa 20-25 % der normalen Geschwindigkeit wird der Treibstoffverbrauch des Schiffes erheblich reduziert, was zu einer Verringerung der Kohlenstoffemissionen und anderer schädlicher Emissionen führt.
Obwohl Slow Steaming zu einer längeren Reisezeit und einem geringeren Durchsatz führt, ist es ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Schifffahrtsindustrie. Viele Unternehmen haben sich zum Ziel gesetzt, ihre Emissionen in den kommenden Jahren deutlich zu reduzieren, und Slow Steaming ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Mittlerweile werden Schiffe sogar so konstruiert, dass sie für Slow Steaming ausgerichtet sind.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Schiffe langsam fahren, weil das einfach ökonomischer ist. Denn aufgrund des größeren Widerstands des Wassers benötigt man exponentiell mehr Energie als bei einer Fahrt auf dem Land.